Leichtbau Metall – „Grau ist alle Theorie…“

…das wusste schon Herr Goethe. Daran wollte das BGE in Kooperation mit der Mies-van-der-Rohe Schule etwas ändern.

Im April 2018 wurde daher kurzerhand der Unterricht nach Simmerath ins Bildungszentrum (BGZ) der Handwerkskammer Aachen verlegt.

Gerade beim Thema Leichtbau sind die Lösungswege sehr abhängig vom Umfeld – den einen Königsweg gibt es nicht. Klar, es gibt Dinge, die immer gleich sind und die man immer beachten muss. Aber einem Auszubildenden theoretisch zu erklären, wie Dichtungsmasse verarbeitet wird, welche Bohrungen wann erfolgen müssen, was passiert, wenn man sich auf ein Dach stellt – das ist zäh, das erlebt und erfährt jeder Auszubildende besser selber.

Interessierte Azubis zu finden war nicht so schwierig und auch das Verlegen des Blockunterrichts an einen anderen Unterrichtsort war recht einfach, Ausbilder davon zu überzeugen, eine ganze Woche zusätzlich zum Unterricht  auf ihre Azubis zu verzichten, war eine größere Herausforderung.

Letztendlich fand sich aber eine Gruppe Metallbauer im 3. Lehrjahr, die zwei Wochen lang intensiv Theorie büffeln wollten, die sie umgehend praktisch anwenden konnten. Übernachtet wurde im Internat – auf diese Art blieben die Kosten gering. Besonders Bonbon für Innungsbetriebe:  ÜLU, Übernachtungen und Verpflegung waren kostenfrei.

Folgende Themen wurden zunächst theoretisch behandelt, bevor es dann im Anschluss an die praktische Umsetzung ging:

  • UVV auf Baustellen kennen und anwenden
  • Bau- und Verbindungselemente im Metallleichtbau kennen und
    benutzen bzw. verbauen
  • Regeln für Transport und Lagerung kennen und anwenden
  • manuelle und maschinelle Blechbearbeitung zum Herstellen von
    Profilen durchführen [Scheren, Schneiden, Biegen und Abkanten von
    Blechen für Außen-/Innenecken und Attiken]
  •  Bauphysikalische Grundlagen kennen und beachten
  • Konstruktionszeichnungen selbstständig lesen und danach fertigen
  • Auftrags- und Montageplanung durchführen
  • Innenanschlüsse luftdicht herstellen
  • Dachelemente luftdicht montieren
  • Anschluss-, Tropf- und Winkelprofile montieren
  • Luftdichtigkeitsebenen herstellen
  • Beurteilung, Sachmängelanalyse sowie Mängelbeseitigung
    durchführen
  • Herstellen von Tür- und Fensterdetails

Nach kürzester Zeit nahmen die Jungs schon das BGZ Gebäude genauer unter die Lupe, wandten an allen Ecken frisch gewonnenes Wissen an und diskutierten, was sie anders oder besser machen würden.

Durch den gemeinsamen Aufenthalt verbrachten die Auszubildenden auch ihre Freizeit zusammen. Auch hier wurde gemeinsam geplant, umgesetzt, gelacht und diskutiert.

Alle Teilnehmer und auch die Ausrichter zogen ein durchweg positives Fazit. Die Azubis lobten besonders, dass sie nun viel besser komplexe Zeichnungen lesen könnten. Im Praktischen fanden sie besonders toll, zu lernen und zu üben die Geräte, wie Blechschere (manuell und elektrisch), Nibbler und Stich- bzw. Kreissäge richtig einzusetzen. Auch den Herausforderungen gegenüber, die das Abdichten mit sich bringt, fühlten sie sich besser gewappnet. So intensiv zu erlernen, wie komplexe Profile (Abwicklungen) korrekt hergestellt werden, nahmen die Azubis auch gerne mit. Ganz klarer Vorteil der ÜLU: Aus Fehlern lernen!

Gerade im Leichtbau muss darauf geachtet werden Schrauben nicht zu fest anzuziehen, Bolzenschüsse korrekt durchzuführen, Aneinanderstoßen/-reiben von Blechen zu verhindern, Dichtungen präzise zu setzen und dem Leitsatz zu folgen: „Innen dichter als außen.“

… und warum es besser ist, Profile nicht mit einem Winkelschleifer zu trennen, wissen die Azubis jetzt auch.

Ein erfolgversprechendes, begeisterndes Konzept, das hoffentlich Schule macht!